Unsere Förderpartner
Förderpartner 2025
Je vier Medien aus Deutschland und zwei aus der Schweiz werden mit bis zu 400.000 Euro (Allgemeine Förderlinie) bzw. mit bis zu 100.000 Euro (Förderlinie Wissenschafts- und Datenjournalismus) gefördert. Im ersten Call 2025 legte die Jury in ihrer Entscheidung einen Schwerpunkt auf Medien, die mit verschiedenen Geschäftsmodellen arbeiten, um gemeinwohlorientierten Lokaljournalismus zu finanzieren.
Bajour
Allgemeine Förderlinie
Das gemeinnützige Schweizer Lokalmedium Bajour, das täglich mehr als 20.000 Menschen erreicht und sich seit 2019 mit seinem per Newsletter versendeten Basel Briefing als wichtiges journalistisches Angebot in Basel etablieren konnte, erhält eine Förderung in Höhe von 400.000 Euro. Mit der Förderung möchte Bajour sein Basel Briefing mit hyperlokalisierten News auf die zehn einwohnerstärksten Vorortgemeinden von Basel ausweiten. Zudem sollen informationspflichtige Gemeinden als finanzielle Kooperationspartner gewonnen und neue zahlende Unterstützende und zusätzliche Werbeeinnahmen generiert werden.
Die Jury würdigt den Ansatz des “deep local journalism“: „Bajour bietet ein in Ton und Sprache zielgruppengerecht und leicht zugängliches Angebot passend zu den kommunikativen Bedürfnissen der lokalen Zielgruppe. Der Ansatz, Gemeinden als Einnahmequelle in seinen Vertriebskanälen zu erschließen, hat das Potenzial, als Vorbild für lokaljournalistische Innovation für die gesamte DACH-Region zu dienen.“
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Niccolo Brunetti vom Schweizer Medium Bajour (Copyright: Paul Alexander Probst)
loky*
Allgemeine Förderlinie
Mit dem deutschen Lokalmedium loky* aus dem Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg, das durch alltagsnahen Newsletter-Journalismus und regelmäßigen Austausch eine Local-News-Community aufbauen möchte, geht der MFF eine Kooperation in Höhe einer Projektfinanzierung von 400.000 Euro ein. Ziel ist es, das Berichtsgebiet und Angebot auf benachbarte Ortsteile auszuweiten und so zusätzliche Newsletter-Abonnements zu gewinnen.
loky* überzeugte die Jury als Vorreiter für urbanen Community-Journalismus mit hoher Relevanz direkt vor Ort: „loky* versteht die besonderen Bedürfnisse und Themen der lokalen Zielgruppe und hat darauf ein starkes und überzeugendes Markenkonzept gebaut. Besonders gefallen haben Leichtigkeit, Neugier und Optimismus als Antwort auf das Phänomen der Nachrichtenvermeidung.“

Juliane Schader und Philipp Schwörbel vom Medium loky* aus Deutschland (Copyright: Paul Alexander Probst)
Spatz
Allgemeine Förderlinie
Neue digitale Dorfzeitungen: Spatz ist eine Schweizer Digitalplattform, die ein Netzwerk KI-gestützter hyperlokaler Nachrichtenquellen via Newsletter und WhatsApp aufbaut – von und für die Dorfgemeinschaft. Der Media Forward Fund unterstützt mit 400.000 Euro die Skalierungsstrategie der gemeinnützigen Medienorganisation Spatz und eine Ausweitung von bisher acht auf mindestens zwanzig digitale Dorfzeitungen im DACH-Raum. Zudem soll ein nachhaltiger Finanzierungsmix aus Mitgliedschaften und der Erschließung lokaler Werbemärkte etabliert werden.
„Spatz füllt mit seinen KI-generierten journalistischen Angeboten jene Lücken im ländlichen Raum, die der traditionelle Journalismus hinterlassen hat“, heißt es in der Begründung der Jury. „Wir sehen ein interessantes und innovatives Geschäftsmodell mit hohem Skalierungspotenzial, um ländliche und dünn besiedelte Regionen in der Schweiz und darüber hinaus zu versorgen.“

Hannes Grassegger vom Schweizer Medium Spatz (Copyright: Paul Alexander Probst
TWENTYTWO Film
Förderlinie Wissenschafts- und Datenjournalismus
Mit der gemeinwohlorientierten Wissenschaftsredaktion von TWENTYTWO Film aus Köln, die mit der Marke Doktor Whatson bereits auf YouTube reichweitenstarken, niedrigschwelligen Wissenschaftsjournalismus für junge Zielgruppen produziert, geht der MFF eine Kooperation in Höhe einer Projektfinanzierung von 100.000 Euro ein. Im Rahmen des Projekts soll für die erfolgreiche Marke ein neues Instagram-Format gelauncht werden, das mit kreativen Datenvisualisierungen zu relevanten Themen für junge Menschen informiert.
Die Jury lobt die klare Zielgruppenorientierung sowie den experimentierfreudigen Drive des Projekts: „TWENTYTWO Film zeigt, dass fundierter Wissenschaftsjournalismus auch auf aufmerksamkeitsökonomisch geprägten Plattformen wie YouTube funktionieren kann. Besonders hervorhebenswert: Die Produktion soll unabhängiger von einzelnen Hosts werden.“

FragDenStaat
Förderlinie Wissenschafts- und Datenjournalismus
Die investigative Recherche- und Transparenzplattform FragDenStaat, die auf Basis von Auskunftsrechten amtliche Informationen auf Landes- und EU-Ebene anfordert und protojournalistisch für Kooperationen mit großen Medienpartnern wie dem ZDF Magazin Royale auswertet, wird mit 75.000 Euro gefördert. Mit dem Bundespressekonferenz-Tracker möchte FragDenStaat ein datenjournalistisches Tool umsetzen, das Statements von Bundesministerien, Sachfragen und Antworten der Mitglieder der Bundespressekonferenz dokumentiert, verschlagwortet und kategorisiert, um über lange Zeiträume aufzuzeigen, welche Themen viel und welche kaum diskutiert werden.
Die Jury hebt die protojournalistische Infrastrukturarbeit hervor, die andere Medien dazu anregt, ein Thema ins Licht zu rücken, das sonst verborgen bliebe: „Das Projekt von FragDenStaat stärkt die Funktion der Bundespressekonferenz als Gegenstand der Berichterstattung. Als datenjournalistisches Innovationstool macht es Diskurse nachhaltig transparent und nachvollziehbar. Zudem hat es das Potenzial, sich positiv auf andere datengetriebene Geschäftsmodelle auszuwirken.“

Dekoder
Förderlinie Wissenschafts- und Datenjournalismus
Die deutsche Plattform Dekoder, die als Schnittstelle zwischen Journalismus und Wissenschaft relevante Beiträge aus dem unabhängigen, nicht-staatlichen russisch-, belarussisch- und ukrainischsprachigen Journalismus kuratiert, übersetzt und kontextualisiert, erhält eine Förderung von 75.000 Euro. Mit einem neuen Newsletter-Angebot plant Dekoder, künftig zwei wöchentliche Newsletter zu veröffentlichen: Einen auf Deutsch, der über aktuelle Geschehnisse in Russland, der Ukraine und Belarus informiert, und einen weiteren für eine russischsprachige Leserschaft, der wissenschaftlich fundierte Einordnungen zu Deutschland liefert.
„Kuratierung wird immer wichtiger in Zeiten von Informationsüberfluss und fragmentierten Öffentlichkeiten. Indem Dekoder einschlägige Beiträgekuratiert und übersetzt, bieten sie eine zuverlässige Informationsquelle in einem von Propaganda geprägten Mediensegment“, begründet die Jury ihre Entscheidung. „Dekoder ist uns mit datenjournalistischen Projekten bereits positiv aufgefallen und wir unterstützen die Transformation hin zu einem eigenständigen journalistischen Format.“

Förderpartner 2024
Je zwei Medien aus der Schweiz und Österreich erhalten jeweils bis zu 400.000 Euro. Der Fokus ihrer Vorhaben liegt auf neuen Methoden, gemeinwohlorientierte Vertriebskanäle zu vergrößern.
Reflekt
Allgemeine Förderlinie
Das Schweizer Investigativmedium Reflekt aus Bern, das seit mehr als fünf Jahren regelmäßig Missstände aufdeckt und damit gesellschaftlichen Impact erzielt, wird mit 300.000 Euro gefördert. REFLEKT möchte seine Vertriebskanäle (Funnel) verbreitern, indem sie gemeinsam mit reichweitenstarken Hosts ihre investigativen Recherchen in Social Videos zugänglich machen. Die so gewonnenen Nutzerinnen und Nutzer sollen dann über ein Crowdfunding zu zahlenden Unterstützern werden.
Die Jury war beeindruckt „von der Kombination aus investigativer Arbeit mit hoher Relevanz und der originellen Übersetzung von Recherchen in Social Videos“. Sie interessierte sich besonders dafür, „wie künftig Host-Strategien effektiv genutzt werden können, um auch ein jüngeres Publikum mit Investigativjournalismus zu erreichen.“

Dossier
Allgemeine Förderlinie
Das österreichische werbefreie Investigativmedium Dossier aus Wien, das seit mehr als zwölf Jahren über Korruption, Ausbeutung und Machtmissbrauch berichtet, wird mit 390.000 Euro gefördert. Dossier möchte seinen Funnel zur Mitgliedschaft vergrößern, indem investigative Recherchen auf die Theaterbühne gebracht werden.
„Indem Dossier seine journalistische Arbeit auf die Bühne und damit in die analoge Welt zurückbringt, geht es neue Wege, um mit seinem Publikum in direkten Kontakt zu treten und eine tiefere Auseinandersetzung mit den Ergebnissen seiner Recherchen und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft anzuregen“, urteilt die Jury: „Bewähren sich die Live-Journalismus-Formate, könnte ein völlig neues journalistisches Genre mit immersivem Charakter für die Branche entstehen und sich als neues, gemeinwohlorientiertes Erlösmodell etablieren“.

Medienhaus andererseits
Allgemeine Förderlinie
Das österreichische Medienhaus andererseits aus Wien, bei dem Menschen mit und ohne Behinderungen seit zwei Jahren in einer inklusiven und Community-basierten Redaktion für ein Print-Magazin, zwei Newsletter und investigative Recherchen schreiben, wird mit 400.000 Euro gefördert. Andererseits möchte seine Vertriebskanäle zum Abo durch einen themenspezifischen Newsletter für die „underserved community“ der Menschen mit Behinderung vergrößern.
Die Jury bewertete vor allem „das eingereichte Vorhabendesign, das von einer hochprofessionellen Arbeitsweise der Organisation und stark ausgeprägten Nutzendenzentrierung zeugt“, besonders positiv: „Im Gegensatz zu vielen anderen Medien ist Andererseits erfolgreich darin, echten und glaubwürdigen inklusiven Journalismus unter qualitätsjournalistischen Ansprüchen zu machen, auch wenn dieser zeit- und damit kostenintensiver ist“, lautet die Begründung der Jury. „Damit erfüllt das Projekt nicht nur eine wichtige Vorreiterfunktion, sondern hat auch das Potenzial, Lösungen für eine inklusivere Weiterentwicklung des journalistischen Sektors zu bieten“.

Tsüri
Allgemeine Förderlinie
Das schweizerische gemeinwohlorientierten Lokalmedium Tsüri aus Zürich, das seit zehn Jahren Informationen für eine überwiegend junge Zielgruppe publiziert, wird vom MFF mit einer Förderung von 400.000 Euro an dessen Förderverein unterstützt. Im Rahmen von Workshops und Prototypen soll herausgefunden werden, wie die newsletterbasierte Berichterstattung über das hyperlokale Nischenthema der Zürcher Wohnungskrise dazu beitragen kann, den Vertriebskanal zu erweitern und mehr Mitglieder zu gewinnen.
„Tsüri steht schon bisher beispiellos für finanziell nachhaltigen und profitablen Lokaljournalismus, der auf einem authentischen und glaubwürdigen Narrativ basiert“, heißt es in der Jury-Begründung. „Sich in Zukunft einem zusätzlichen hyperlokalen Thema zu widmen, um zusätzliche Mitglieder zu gewinnen, ist ein spannendes Experiment, das bisher nur wenige gewagt haben“.
